München, 23.07.2024. ver.di Bayern zeigt sich entsetzt über die vom Kabinett beschlossenen Eckpunkte zum neuen Ladenschlussgesetz. Die Arbeitnehmervertreter*innen befürchten eine massive Ausweitung der Sonntagsöffnungen. Die Einkaufsnächte führen zu mehr gesundheitsschädlicher Nachtarbeit für die Beschäftigten. Die Privilegierung der sogenannten Digitalen Kleinstsupermärkte gibt den Konzernen ein Betriebsformat in die Hand, um den massiven Verdrängungswettbewerb gegen klein- und mittelständische Betriebe auf eine neue Stufe zu stellen. Die Zeche zahlen Beschäftigte und Verbraucher*innen.
Mehr als 500.000 Beschäftigte, darunter 70 % Frauen, arbeiten im bayerischen Einzelhandel. Die geplanten Neuregelungen des Ladenschlusses betreffen sie und ihre Familien an erster Stelle. „Es sind überwiegend Frauen, die nun nicht nur samstags, sondern auch noch vermehrt an Sonntagen und nachts arbeiten sollen. Und darüber hinaus müssen alle Einzelhandelsbeschäftigten die Auswirkungen des Verdrängungswettbewerbs tragen, der im Handel tobt und der durch das neue Ladenschlussgesetz nun massiv befeuert wird“, prognostiziert Hubert Thiermeyer, ver.di Landesfachbereichsleiter für den Handel in Bayern
„Die Vorschläge sehen harmlos aus, haben aber weitreichende Folgen für die Beschäftigten und den Einzelhandel in Bayern. Dass Digitalen Kleinstsupermärkte an Sonntagen öffnen dürfen, privilegiert ein Betriebsformat, das mit extrem wenig Personal auskommt und überwiegend von aggressiven Handelskonzernen betrieben wird. Diese Handelskonzerne dürfen nun – dank des bayerischen Kabinetts – an Sonn- und Feiertagen Umsätze von ihren Mitwettbewerbern oder Konkurrenten holen, die mit mehr Personal arbeiten. Das Ergebnis wird sein, dass der Sonntagsschutz ausgehöhlt wird,“ so Luise Klemens, ver.di Landesleiterin in Bayern.
„Acht lange Einkaufsnächte plus vier weitere Einkaufsabende sind eine massive Ausweitung von gesundheitsgefährdender Nachtarbeit für die Beschäftigten. Dass dies auch noch in der Mehrheit Frauen betrifft, ist schon Skandal genug, aber es wird im Ergebnis die Personalprobleme im Einzelhandel massiv verschärfen. Denn noch mehr Menschen werden den Einzelhandel verlassen“, so Hubert Thiermeyer, ver.di Landesfachbereichsleiter für den Handel in Bayern.
ver.di Bayern verweist auf die Erfahrungen aus den anderen Bundesländern. Dort zeigte sich, wie in Bayern, dass längere Öffnungszeiten nicht zu mehr Umsatz, sondern lediglich zu Umsatzverlagerungen führen. Deshalb befürchtet ver.di als weitere Folge der geplanten Ausweitung der Öffnungszeiten weitere Umsatzverlagerungen von den Gemeinden und Städten hin zu den Großstädten und von den klein- und mittelständischen Unternehmen hin zu den Konzernen.
ver.di kündigte unmittelbar nach Bekanntgabe Widerstand gegen die verabschiedeten Pläne des bayerischen Kabinetts an.
Hubert Thiermeyer
ver.di Bayern
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