Schöne neue Handelswelt!?

Ein Blick hinter die Kulissen des "privatisierten" Handels am Beispiel der Firma Edeka
08.07.2013

Der Einzelhandel ist mit seinen über drei Millionen Beschäftigten eine der größten Branchen in Deutschland. Diese Beschäftigten leisten mit ihrer Arbeit einen wesentlichen Beitrag dazu, dass die Warenversorgung der Menschen hier im Land tagtäglich funktioniert.

Hierbei sind sie einem gnadenlosen Verdrängungswettbewerb ausgesetzt, da die großen Konzerne im Handel versuchen, durch immer mehr Verkaufsflächen, Preiskriege und immer längeren Öffnungszeiten, dem Mittbewerber Umsatz und Kunden abzujagen.

Die Zeche zahlen die Beschäftigten aber auch die Lieferanten hier und anderswo, die klein- und mittelständischen Unternehmen und letztendlich auch die Kunden.

In diesem Verdrängungswettbewerb werden bei den Beschäftigten nicht nur ständig die Personalkosten gedrückt, es werden auch Angriffe auf die InteressensvertreterInnen und die Tarifverträge als Mindestschutz attackiert.

Zwei der größten Konzerne, Edeka und Rewe, tun sich in diesem Verdrängungswettbewerb auch durch ein Betriebsformat hervor, bei denen im Ergebnis nahezu keine Betriebsräte existieren und damit die betriebliche Interessensvertretung und Mitbestimmung nahezu ausgeschaltet ist und die Tarifbindung systematisch unterlaufen wird. Mit dem Ergebnis, dass ca. 250.000 Beschäftigte ohne tariflichen Schutz und ohne den Schutz von Betriebsräten direkt oder indirekt von Dumpinglöhnen betroffen sind.

Dabei werden Filialen aus dem Schutz von Tarifverträgen und Betriebsräten ausgegliedert und in den sogenannten „privatisierten“ Einzelhandel überführt. Selbstständige Einzelhändler führen unter dem starken Einfluss der Konzerne ihre Filialen unter dem Namen der Konzerne „selbstständig“ weiter oder die Filialen werden direkt in diese Betreiberform gegründet.

Vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern ist es aber nicht egal, unter welchen Bedingungen die Beschäftigten tagtäglich für sie arbeiten und für sie da sind. Die wenigsten Kundinnen und Kunden wissen aber um die Arbeitsbedingungen in diesen Filialen Bescheid.

Deshalb wollen wir mit dieser Publikation über die Hintergründe dieser „Privatisierungen“ im Lebensmitteleinzelhandel aufklären. Dies wollen wir am Beispiel des größten Konzerns im Einzelhandel, nämlich Edeka, tun.

Fachleute, die seit Jahren als WissenschaftlerInnen, RechtsexpertInnen oder PraktikerInnen mit diesem Betriebsformat zu tun haben, stehen Rede und Antwort.

Wir haben auch Erfahrungen von Betroffenen an wenigen Beispielen zusammen getragen, um auch sie zu Wort kommen zu lassen.

Unser Ziel ist, dass Menschen im Handel zu guten und gesunden Arbeitsbedingungen, mit fairen Gehältern unter dem Schutz von Tarifverträgen und Betriebsräten arbeiten können und dem gnadenlosen Verdrängungswettbewerb klare Grenzen gesetzt werden, auch zum Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher, der Menschen, die bei den Lieferanten und klein und mittelständischen Einzelhändlern arbeiten.